Freitag, 11. November 2011

So präsentiert man Amateurfunk:

DL0RST sendet aus Rosstal!
Schon 22 mal beim Martini-Markt

Rosstal ist eine wunderschöne Marktgemeinde etwa 15km westlich meiner Heimatstadt Fürth. Bisher - dies muss ich zu meiner Schande gestehen - war Rosstal einfach nur ein Punkt auf der Landkarte, obwohl ich inzwischen rund 30 Jahre in Franken wohne. Was also lag näher, mal in die fränkische Provinz zu fahren um dort ein Amateurfunk-Erlebnis der besonderen Art zu haben. Doch das wusste ich zum Zeitpunkt der Fahrt nach Rosstal noch nicht. Falls jemand Rosstal auf einer Landkarte suchen will, hier der QTH-Locator: JN59KJ.

Ein wenig möchte ich zur Geschichte von Rosstal erzählen:

Bereits im dem Jahr 1328 wurde dem Ort die Stadt- und Marktrechte verliehen. Seit dieser Zeit findet dort zweimal im Jahr, nämlich im Frühjahr und im Herbst, ein entsprechender Markttag statt. Dies hat sich bis zum heutigen Tag erhalten. Seit 1974 nennt sich der Herbstmarkt Martini-Markt und findet mitten im historischen Ortskern statt. Martini-Markt deshalb, weil er immer in den Wochen rund den Martinstag stattfindet. Übrigens: Der Martinstag ist ein Gedenktag für den Heiligen Martin von Tours. Viele Gänse müssen an diesem Tag für ein köstliches Mahl ihr Leben lassen. Auch heute noch. Der Ort ist mit seinen wunderschönen historischen Fachwerkhäusern perfekt für eine solche Veranstaltung geeignet.

Rosemarie, meine XYL wollte unbedingt etwas in Geschichte und Kultur unternehmen und fasste den Entschluss: "Da müssen wir hin!" Viele von den Männern werden das kennen: Wenn die XYL etwas festlegt, ist jeder Widerstand zwecklos. Auch bei mir. Für alle unter Euch, denen der Begriff XYL nicht so geläufig ist, weil er nicht oft mit Amateurfunk zu tun hat, hier die Erklärung:

Im Amateurfunk werden Lebewesen des weiblichen Geschlechtes in zwei Kategorien unterteilt. In YL`s, das steht für "Young Lady" und in XYL`s also in "Ex Young Lady", was für eine Ehefrau gilt. Ich weiß nicht weshalb, aber irgendwie haben die Erfinder dieser internationalen Abkürzung recht, kaum ist eine Frau verheiratet, darf man sie nicht mehr zu den jungen Frauen zählen.

Keine Angst, ich bin nicht zum Macho gewandelt, jedoch die obige Feststellung konnte ich mir nicht verkneifen.

Doch nun zum Amateurfunk!

Während die XYL unbedingt in Kultur machen wollte, sah ich vor meinem Auge mehr die leckeren kulinarischen Genüsse und konnte den herrlichen Glühwein schon riechen, als wir noch zu Hause waren. Nach knapp 30 Minuten waren wir in Rosstal angelangt. Kaum hatten wir den Martini-Markt im Schweisse des Angesichts erklommen (der Weg zur Kirche ist mit einer Steigung von ca 17 % "versehen")  , trennten sich zunächst unsere Wege. Während ich mir den ersten Glühwein des Tages gönnte, glaubte ich Töne zu hören, die wie Morsezeichen klangen. Irgendjemand gab mit etwas ungelenken Fingern seinen Namen. Nun ist es bei Funkamateuren nicht selten, dass sie entweder Funkantennen riechen oder Morsezeichen hören können, warum sollte es ausgerechnet in Rosstal anders sein? Oder hatten die ersten Schlucke Alkohol bereits unerwünschte Nebenwirkungen ????

In einer Hofeinfahrt ließen sich dann tatsächlich Fahrzeuge mit Merkmalen des Amateurfunks entdecken: 1. merkwürdige Antennen, 2. seltsame Aufkleber gegen PLC und schließlich als zweifelsfreies Merkmal 3. Rufzeichenaufkleber an der Rückseite. Aha dachte ich, hier muss doch ein Nest von Funkern sein!. Ein Blick nach oben zeigte dann auch eine Langdrahtantenne welche zwischen zwei Häusern gespannt war. Und ein überdimensionales Transparent, welches auf das Vorhandensein von Funkamateuren aufmerksam machte. Das untenstehende Foto gibt meine Eindrücke ungefähr wieder.

Deutlich erkennbar: Hier müssen irgendwelche
Funkamateure sein.
Ein Schild an der Wand des Hauses machte darauf aufmerksam, dass im Inneren Amateurfunk vorgeführt wurde. Amateurfunk vorgeführt? Das geht nicht, denn Amateurfunk ist ein Erlebnis. Doch schaut selbst, was es alles gab:

Im ersten Stock waren zahlreiche Funkgeräte aufgebaut, aus zahlreichen Lautsprechern konnte ich die unterschiedlichsten Stimmen in verschiedenen Sprachen hören.
So sah der Funkplatz in Rosstal aus: Von UKW bis Kurzwelle war wirklich
alles vorhanden. Ein toller Funkplatz. Vor den Geräten sitzt Harry DH7SAP
Auf der anderen Seite des Tisches im Funkraum war ein Morseübungsgerät mit einer Junkers-Taste aufgebaut, mit welcher die Besucher ihren Namen morsen konnten. Die Liste mit dem Morsealphabet lag zur Unterstützung daneben. Wer es richtig machte, bekam eine süße Belohnung in Form von Gummibärchen. Nicht nur die Jugendlichen hatten viel Freude bei so einer Motivation . Es soll nicht vergessen werden, dass auch richtiger Funkverkehr auf Kurzwelle und auch UKW vorgeführt wurde. Dabei spielt der Sprechfunk, da er den Besuchern besser zu vermitteln ist, die Hauptrolle. Trotzdem konnten auch andere Betriebsarten vorgeführt werden.

Hier konnten die Besucher ihren Namen u.ä. morsen.
Der DARC Ortsverband B 02 aus Ansbach nimmt bereits zum 22. mal am Martini-Markt in Rosstal teil. Von Beginn an dabei ist OM Harry DH7SAP, welcher selbst in Rosstal daheim ist. Unterstützt wird er, ebenfalls seit 22 Jahren, von OM Berhard, DG8NAR, dem Ortsverbandsvorsitzenden von B11 in Nürnberg. Es ist bemerkenswert, wenn ausgezeichnete Öffentlichkeitsarbeit für den Amateurfunk über einen so langen Zeitraum durchgeführt wird. Das dies Wirkung zeigt, konnte man am regen Besucherinteresse feststellen. Für mich besonders beeindruckend war, dass viele junge Menschen sich für den Amateurfunk interessierten, kluge Fragen stellten, sowie alles über die Wege erfahren wollten, die zum Amateurfunk führen.


Foto links:  Diese beiden OMs sind v.l.n.r. Harry DH7SAP und Bernhard DG8NAR. Sie sind schon seit vielen Jahren an der Clubstation immer wieder qrv, um aus Rosstal des Rufzeichen DL0RST in aller Welt richtig bekannt zu machen.






Seit einigen Jahren werden DH7SAP und DG8NAR kräftig von Eckhard DH1NEK aus Neumarkt in der Oberpfalz unterstützt. Eckhard ist schon lange in der Region - und auch darüber hinaus - den Funkfreunden bestens bekannt. Sein Frankenrundspruch, welcher jeden Freitag auf mehreren Frequenzen ausgestrahlt wird, ist sein Markenzeichen. Viele Funkamateure haben nur deshalb eine Lizenz, weil sie von Eckhard in unzähligen Kursen ausgebildet wurden.

Foto rechts:  So wie auf diesem Foto kennen ihn alle: Eckhard DH1NEK. Zu seinen vielen Aufgaben, wie z.B. seine Lizenzkurse, seine wöchentlichen Sendungen des Frankenrundspruches, seinen ungezählten Besuchen bei vielen Amateurfunkveranstaltungen, kommt auch seine aktive Beteiligung an Events wie z.B.in Rosstal. Unterstützt wird er bei all seinen Aktivitäten von seiner Partnerin Petra DO1PEG.

Besucher wurden bestens informiert!
Während der Zeit - die ich bei DL0RST verbracht habe, kamen rund 30 Besucher, an beiden Tagen werden es wohl mehr als hundert am Amateurfunk interessierte Menschen gewesen sein, die den Weg zur Funkstation gefunden haben. Natürlich wurde auch unter den anwesenden Funkamateuren und den Besuchern (auch unter diesen konnten Funkamateure identifiziert werden) ausgiebig und umfassend über aktuelle Vorkommnisse diskutiert und Meinungen ausgetauscht.

Als mich irgendwann meine XYL wieder abholen wollte, fand sie mich im Kreis einer Gemeinschaft, welche  einen wunderschönen Nachmittag verbracht hatte. Den Gästen und Besuchern wurde Amateurfunk mit Können und Begeisterung in Theorie und Praxis nahe gebracht. Funkamateure im besten Sinne des gemeinsamen Hobbys. Eine Gemeinschaft also, in welcher man sich rundum wohlfühlen kann.
Für meine XYL steht jetzt schon fest, dass sie mich beim Martini-Markt im nächsten Jahr, bei den Funkamateuren von B02 und von B11 bedenkenlos deponieren kann.

Danke, dass ich bei Euch einen tollen Nachmittag verbringen durfte. 


Anmerkung:

Hätte ich diesen Bericht für eine Zeitung oder einen Rundfunksender geschrieben, würde der etwa so aussehen:

Bereits zum 22. mal waren Funkamateure aus den Ortverbänden Ansbach und Nürnberg im Deutschen Amateurradio Club, beim Martini-Markt in Rosstal aktiv. Über die Clubstation DL0RST wurden zahlreiche Funkgespräche in alle Welt geführt. Den Besuchern wurde ein umfangreiches Programm aus dem Amateurfunkgeschehen gezeigt, welches aufmerksam vom Publikum beachtet wurde. An einer modernen Übungsanlage, konnte jeder seinen Namen oder den Namen von Freunden mit einer Morsetaste eingeben. Die Funkamateure konnten zeigen, auf welch hohem technischen Niveau sich der Amateurfunk inzwischen befindet.

So kurz und so einfach, wollte ich es mir mit dem Beitrag hier nicht machen, deshalb habe ich etwas weiter ausgeholt, als in diesem Kurzebeitrag hier. 

Hier noch eine Zusammenstellung der Links:


Bitte beachten Sie die Links in unserem Text. Sie bringen Ihnen weitere Informationen zum Thema.