Freitag, 24. Juni 2011

Ein bisschen portabel qrv

Mit 5 Watt und fast keiner Antenne auf Kurzwelle qrv!

Sicher kennt Ihr das: Man hat plötzlich Lust, irgendwo hin zu gehen und einfach zu funken. Die Frage, die man sich dabei stellt ist immer die gleiche: Was nehm ich mit, bzw. welchen Aufwand will ich treiben um für ein paar Stunden HF in die Luft zu blasen? Bei mir begrenzt sich diese Frage auf die Antenne, denn als Gerät habe ich nur meinen FT817ND zur Verfügung. Ich entschied mich für die Miracle Whip, mit welcher ich schon manch nettes QSO quer durch Europa geführt habe. Als Gegengewicht mussten Litzen unterschiedlicher Länge (von 5 bis 30m) herhalten, so dass ich für alle Fälle (sprich für alle Bänder) gerüstet war. In meinen Rucksack, steckte ich auch noch meinen 12V Akku mit 17Ah. Und das war es dann schon an Ausrüstung, wenn man von Logbuch, Uhr, Schmierzettel und Getränk mal absieht.



Bild links: Von diesem Turm aus war ich schon öfter - so auch gestern am Feiertag - qrv. Es ist die "Alte Veste" im Bereich der Gemeinde Zirndorf und liegt mitten in einem wunderschönen Waldgebiet. Der Locator ist JN59LK kann auf Google-Earth nur schlecht erkannt werden. Erst wer sich die Mühe macht den ergänzenten Locator JN59LK58UR zu nutzen, kommt bis auf ein paar Meter genau an den Standort heran. Das geht am besten mit folgender Webseite: http://no.nonsense.ee/qthmap/?qth=JN59LK58WR  Der Turm steht auf dem Gelände der ehemaligen Ruine in rund 380m NN und wurde 1979/80 bereits zum 3. mal völlig neu erbaut. Für Geschichtsfanatiker: Hier war das Lager von König Gustav Adolf im 30jährigen Krieg. Bis nach oben sind es 10 Stockwerke und 164 Stufen. Man ist damit im weiten Umfeld die höchste Erhebung, und hat einen herrlichen Blick auf Fürth und Nürnberg und weit darüber hinaus. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle - auch für Nichtfunker..





Foto rechts: Blick von der "Alten Veste" über Fürth. Wer genau schaut kann einen kleinen Teil des Rhein-Main-Donau Kanals erkennen, welcer die Nordsee schiffbar mit dem Schwarzen Meer verbindet.




So nach diesem kleinen Blick auf die Geschichte der "Alten Veste" wieder zum Funkhobby. Wer wie ich die sechzig schon überschritten hat, Sport eigentlich nur auf dem Sofa von vor der TV-Glotze betreibt, zudem gewichtsmäßig über dem Bereich eines Schwergewichtsboxers liegt, kommt ganz schön ins Schnaufen wenn der die 164 Stufen hochsteigt, besonders wenn er noch mit einem schweren Rucksack und der Canon EOS 500 D belastet ist. Das nachfolgende Foto von mir bedarf keiner Erklärung.

Übrigens falls ihr Euch wundert: Es ist bei uns schon ein geflügeltes Wort, dass ich ziemlich "verfressen" sei, weil ich immer was zum Essen (auf dem Foto ein Apfelstrudel) in der Hand habe, wenn ich fotografiert werde. Um der Wahrheit genüge zu tun: Das stimmt so nicht! Ich werde immer nur dann fotografiert, wenn ich zufällig was zum Essen in der Hand habe, oder davor sitze. Dies ist nur eine der Bosheiten meiner XYL, die das immer so mit mir macht. Wenn andere Männer auch darunter leiden, bitte Info an mich, ich brauche Berichte um mich gegen die Vorwürfe zu wehren.

So nun aber weiter!  Nachdem ich die 164 Stufen siegreich erklommen hatte, war dringend eine kleine Rast nötig, bevor ich beginnen konnte den Rucksack zu entladen.


Bild oben: Viel zu erklären gibt es bei dem Foto nicht: Es ist der Yaesu FT817ND, direkt angeschlossen ist die Miracle Whip. Wer genau hinguckt, erkennt die schwarze Litze des Gegengewichtes. Der Blick vom Turm geht Richung Erlangen, wegen der Trübe sind die Anhöhen rund um die fränkische Schweiz nur schlecht zu erkennen.

Zur Miracle Whip sollte noch etwas gesagt werden: Die Antenne ist eigentlich nur ein schwarz elxoierter Teleskopstrahler, welcher über ein BNC-Buchse mit einem kleinen Kästchen verbunden ist, welches wiederum mittels eines PL-Steckers direkt mit dem TRX verbunden ist. An der Front des Kästchen ist ein Stufenschalter, welche eine Spule im Inneren an verschiedenen Abgriffen anzapft. Dies funktioniert für den Empfang absolut überzeugend von ca 3 bis 30MHz. Und auch das senden klappt problemlos, vorausgesetzt man hat am TRX eint dem Frequenzbereich angepasste Radial. Einfach den Abstimmknopf an der Miracle Whip auf besten Empfang einstellen und schon sollte das SWR des Senders in einem ungefährlichen Bereich sein. Und die Sendeleistung sollte nicht höher als 10 Watt PEP sein, sonst raucht die Spule in der Miracle Whip ab.
Allerdings: Wunder bzgl. der Reichweite sollte und darf man einfach nicht erwarten, dies ist einfach völlig unrealistisch. Das man trotzdem manchmal die eine oder andere Überraschung erleben kann, soll auch dieser Bericht zeigen. Vor längerer Zeit - ich glaube es war im Juli letztes Jahr - bin ich schon mal auf 20m bis in den Süden Italiens und auch mal nach Isreal gekommen, ansonsten ging es innerhalb von Deutschland auf 40m von der Nord´- oder Ostsee bis an die Alpen. Niemals besonders laut, es hat jedoch immer geklappt. Lediglich auf 80m habe ich  - ausser einem Orts-QSO - noch keine Verbindung herstellen können.

Mit einem Langdraht und einem entsprechenden Tuner, lässt sich viel viel mehr erreichen als mit der "Miracle Whip" Allerdings hat man nicht immer die Möglichkeit wenn man portabel QRV sein will einen Langdraht oder einen Dipol in der entsprechenden Höhe aufzuhängen. Man sich nur einmal vorstellen, wenn man auf CB-Funk mit einer Antenne die nur knapp 16cm groß wäre funken würde, so - in etwa - sind die Verhältnisse bzgl. Wellenlänge (auch wenn man diesen Vergleich eigentlich nicht machen darf, weil ja die Spule in der Miracle Whip vorhanden ist, welche die Antenne elektrisch verlängert) Trotzdem, der Reiz es mit solchen Antennen zu versuchen ist ungemein groß und natürlich sehr sehr spannend. Ich habe schon Funker gesehen (und auch auf Band gehört) welche vom Fahrrad aus damit auf Kurzwelle qrv waren. Aber das wäre sicher ne eigenständige Geschichte.

Gestern war ich von Beginn auf 40m QRV. Es waren Stationen aus ganz Europa zu hören, mit zum Teil beachtlichen Feldstärken. Obwohl auf 40m eigentlich von mir erwartet, waren kaum Italiener zu hören, sondern viele Franzosen, sowie Osteuropa bis zum Ural. Nordeuropa und der Süden waren - ich sagte es schon - gestern nicht zu hören. Auch meine Ausbeute war nicht groß, 5 Franzosen, einen Belgier und ein paar nach Russland. Deutsche Stationen waren zum Teil mit bombastischen Signalen zu hören, aufnehmen jedoch konnte mich keiner von denen.
Gegen Abend wechselte ich dann noch auf 20 und 15m und rief dort ab und zu rein, brachte 14 Verbindungen hin, von Finnland bis nach Griechenland und später - das ist nun der Zufall von dem ich schon mal sprach - bis nach Venezuela. Ich war dort zwar kaum lesbar und es war mühsam das QSO ordentlich zu beenden, aber es hat geklappt. Nein das war kein besonderer funkerisches Können, das war einfach ein Zufall, einer der halt mal beim Funken geschehen kann. Und einer, der unser Hobby zu dem macht was es ist - der schönsten Freizeitbeschäftigung der Welt!

Irgendwann - wer weiß wann das sein wird - werde ich noch andere "Miniantennen" für die Kurzwelle bauen. Momentan liebäugel ich mit einem Konzept, dass schon Karl Hille DL1VU als "Antennenanpassung für Dumme" bezeichnet hat. Das Prinzip davon ist einfach: Man baut sich einen Dummyload, ergänzt diesen durch eine Antennenbuchse und einen Erdanschluß, schließt ein kurzes Stück Draht an und schon ist mit einem SWR von permanent 1:1 zwischen 160m und 6m qrv. Schaut doch mal nach wie sowas gehen kann unter: http://www.qsl.net/dl7jv/zwa.htm 
Sicher auch nur eine Behelfsantenne, aber genauso wirkungsvoll wie die "Wunderantennen" welche von diversen Dealern angeboten werden und für viel Geld die gleichen Fähigkeiten wie Fullsizedipole versprechen.

Ich hoffe ich konnte Euch ein klein wenig von meinem wunderschönen Hobby erzählen. Wenn ihr antworten wollt, oder wenn ihr was ergänzen wollt, könnt ihr die untenstehende Kommentarfunktion nutzen.

vy 73 de Alexander DG9NCZ