Donnerstag, 21. Juli 2011

Mit 5 Watt qrv aus Baunatal

So macht der Urlaub Spaß:
Mit dem 817ner im Bett und auf der Terasse!

Wenn ein Funkamateur ein paar Tage Urlaub macht, gibt es nur wenige aber wichtige Regeln. Eine davon lautet:
Ehefrau - eventuell auch die Kinder - dürfen mitfahren - ohne Funkgerät geht man jedoch nicht aus dem Haus!

Da wir unseren gemeinsamen Kurzurlaub bei der Schwiegermutter in Baunatal verbringen wollten, hätte es wohl  sehr "ungewöhnlich" gewirkt, wenn ich die Ehefrau nicht mitgenommen hätte. So war es dann auch; ich hatte die beste aller Ehefrauen (um mit Kishon zu sprechen) tatsächlich im Reisegepäck. Welche Kosenquenzen dies hatte, darauf komme ich noch im Laufe dieses kleinen Beitrags zu sprechen.

Doch nun zum Funken.

Baunatal ist ein wunderschöner (künstlich geschaffener) Ort - in einem Schulatlas aus dem Jahr 1952 ist er noch nicht zu finden - an der Peripherie von Kassel. Jeder Funkamateur hat diesen Ort schon einmal gehört, weil hier der DARC beheimatet ist. Dort hat meine Schwiegermutter ein schönes Haus, in welchem wir uns - mehrmals jährlich -  zu einem Kurzurlaub treffen. Um das Haus herum, ist ein schönes Grundstück in welchem sich auch eine inzwischen ca 8m hohe Scheinzypresse befindet.

Neben dem inzwischen schon bekannten FT817ND, hatte ich (wie immer) die "Miracle Whip" und eine Dreiband-Antenne für 10, 15 und 20m dabei, eine Art Dipol, welcher mit Steckbrücken auf das jeweils andere Band verlängert bzw. verkürzt werden konnte. Nichts besonders also. Das Teil habe ich vor einigen Jahren bei der Rheintal-Electronica in Durmersheim für wenig Geld erworben. Nach den Informationen den Herstellers, sollte die Antenne vertikal aufgebaut werden, bei mir hängt sie geneigt wie ein Slooper, rechts ca 5m hoch in besagtem Baum, links an der Hauswand in ca 2m Höhe. Also nicht ungewöhnliches an Ausrüstung für einen eingefleischten QRPler.


Je nachdem um welche Tageszeit es sich handelte - man nimmt ja schon automatisch etwas Rücksicht auf eventuell genervte Nachbarn - saß ich zum Funken entweder auf der Terasse - oder aber lag nachts im Bett im Gästezimmer, so dass die beiden Damen im Haus nicht gestört wurden.

Faulheit gewinnt immer

Da ich grundsätzlich ein - naja sagen wir es vorsichtig - bequemer Mensch bin und ich keine Lust hatte für einen Bandwechsel die Antenne aus dem Baum zu holen und ihn später wieder hochzuziehen, beschränkte ich mich auf 20m - egal zu welcher Tageszeit.

Am 17.7. erreichte ich gegen 14:00 Uhr UTC IZ1GCZ. Beidseitiger Rapport 59.  Wenig später, gegen 14:30 UTC schaffte ich es mit 55-57 zu Luigi IZ1NBX. Er stand in Baunatal mit 59. Zur Krönung klappte es dann noch gegen 17:00 Uhr mit Pawel RZ3AL direkt in Moskau. Sein Rapport für mich 59, er war hier mit 59+20dB. Nach eigenen Worten hatte er 2000 Watt. Deutlicher könnte der Kontrast zu meinen 5 Watt wohl kaum ausfallen.

Könnte es sein dass Frauen mogeln?

Das war es an diesem Tag, wenig später rief die Schwiegermutter zum Abendbrot und danach spielten wir noch etwas Romme. Man ist ja ein höflicher Gentlemann, als Mann generell und als Funkamateur sowieso. Dass meine beiden Damen - inbesondere die XYL - eine dreiste Masche drauf hatte um mich in der Verliererliste dieses Spieles zu führen, sollte sich nicht nur an diesem Abend, sondern konsequent den gesamten Urlaub so erfahren.

Am nächsten Tag hatte ich mein erstes QSO mit Alex UV5QA gegen 11:34 UTC. Rapport auf beiden Seiten 59. Um 12:25 UTC erreichte ich dann Pier IZ5MMB. Er gab sich richtig Mühe mich zu arbeiten, denn mein Rapoort bei ihm war nur 55, ich hörte ihn mit 57. Toll war eine Verbindung mit Aage LA1CI um 13:35 UTC er war auf einer Insel im Polarkreis, Er kam mit 59 +20dB an, ich bei ihm mit 59. Danach war es Zeit für den Nachmittagskaffee, mit anschließendem gemeinsamen Abzocken der Damen beim Kartenspielen. Selten war ich so froh, immer ein wirksames Berühungsmittel in meiner Nähe zu wissen. Könnte es eventuell sein, dass Damen beim Kartenspielen mogeln?

Abends dann erreichte ich um 19:30 UTC Dejan YT2DDK in Serbien mit 58, um 20:00 UTC RA6ALS Alex mit 59+20dB, gefolgt von UT5RB Alexaey 20:12 UTC mit beiderseitig 59+10dB, EA3DTD, Toni bekam ich 20:20 UTC mit 59+20dB. Den Abschluss machte an diesem Tag RD3ZV mit dem seltenen Namen Alexander um 21:13 UTC Rapport beiderseitig 59. In dieser Nacht träumte ich von wunderschönen QSO rund um die Welt und fürchtete mich im Traum von beim Kartenspielen mogelnden Frauen.

Tags drauf erreichte ich gegen 11:35 Achile IK1BHS. Der Junge konnte sogar mein Signal noch mit 47 einwandfrei lesen, auch wenn das QSB an diesem Tag - es war der 19. Juli 2011 tierisch genervt hat. Als ich ihm von meinem Urlaub erzählte, schließlich war hinter meinem Call ein /p, und den beiden Damen die mich verwöhnten, meinte er wörtlich: beati te - was soviel wie "Du Glücklicher" bedeutet.
Offenbar hat er keine Ahnung und weiß  nix von Frauen die ständig beim Romme gewinnen.

Gegen 14:30 UTC war Paul IN3LQB mit 59+10dB zu hören, gegen 16:09 UTC yl Ida SQ2OTS mit 58.

Mit der Kurzwellen-Antenne auf 70cm qrv!

Was jetzt kommt gehört zu den Merkwürdigkeiten des Amateurfunkes oder der Antenne dich ich hatte. Ich schaltete nur so aus Spaß auf 70cm und blätterte etwas durch die Relaisfrequenzen. Irgendwann gegen 17:00 UHr meldete sich auf DB0TM (Taube Martha) DH5FFL der Stefan aus Kassel. Wohl gemerkt, mit dem Dipol für 20m, ich hatte absolut keine Reflexionen, das SWR war ohne Rücklauf. Das Relais stand mit Vollanschlag hier an. Es war ein tolles "Klön-QSO", so wie man sich ein nettes QSO eben vorstellt. Danke Stefan für das nettes QSO.

Abgeschlossen habe ich den Tag mit einer Verbindung nach Italien zu IK6BGJ OM Justin mit 59+.

Am 20. Juli 2011 waren dann ein paar merkwürdige Ausbreitungsbedingungen. DX war - von den anderen Stationen - den ganzen Tag nicht zu hören, dafür musste es Sporadic E oder Short-Skip Bedingungen gegeben haben. Tagsüber. HB9TWY den YAN aus Lausanne, erreichte ich mit 55- bis 58 gegen 11:00 UTC und den Armando I2DDR am Comer See gegen 11:30 UTC. Danach wieder Essen und Kartenspielen - ihr wisst schon wie.
Gegen 15:45 UTC konnta ich dann noch Zoran YT9M erreichen. Eine besonders schöne Verbindung hatte ich zu Michael in der Nähe von Venedig gegen 16:00 UTC. I3/OE6MBG/p in seinem Wohnmobil gab mir ehrlich 59 und war sehr über meine Ausrüstung überrascht.

Foto oben: Wer wie ich, das Gewicht von 109,4 Stück FT817ND (ohne Akkus) auf die Waage bringt, der hütet sich davor, die Antenne regelmäßig zum Bandwechsel wieder vom Baum runterzuholen. Es könnte ja deutlich zu anstrengend sein. Zumindest mir geht es so. Dass man trotzdem funken kann, zeigt dieser kleine Beitrag.


Abends dann, ich war gemeinsam mit meinem FT817ND ins Bett gegangen, hörte ich eine Station die sich Erwin nannte jedoch das Rufzeichen YB6JE vorgab und in Jakarta sein wollte. QRZ.COM kennt jedoch einen solchen Funkamateur nicht, was nun noch nichts unterstellen soll, da muss sich ja niemand eintragen. Aber die Station erzeugete ein ordentliches Pile-Up auf dem Band . Um 21:04 UTC hörte ich EA7IZJ im QSO mit 7J4AAL Om Kan aus  einer Gebirgskette in Japan. Er hatte bei mir ein Signal von deutlich über S9. Nachdem das QSO beendet war vereinbarten wir einen Frequenzwechsel 5 khz höher, (auf 14.212 MHz) weil der Spanier vorher dort war. Er bestätigte dies, konnte aber nicht mehr erreicht werden, weil das QRM von den QRO-Stationen mit einfach plattgebügelt hat. Später war dann noch JA5AC und RN6HCW zu hören, jedoch konnte ich mich gegen die anderen Stationen nicht durchsetzen. Doch damit muss man zurecht kommen, wenn man mit nur 5 Watt in der Luft ist. Spaß gemacht hat es auf alle Fälle, und ich werde ja noch ein paar Tage hier in Baunatal sein.

Auch den nächsten Kurzurlaub wird es wieder geben,  auch in Baunatal. Mein kleines Funkgerät wird immer dabei sein, ob ich die mogelnde XYL mitnehme ist unterdessen noch nicht gesichert. Funkgeräte haben eben den Vorteil dass sie nicht beschummeln beim Romme spielen.

Bei allen Stationen mit denen ich /p Kontakt hatte, möchte ich mich ganz herzlich für die vielen Verbindungen bedanken. Es hat viel Spaß gemacht mit Euch!

vy 73 de Alexander DG9NCZ