Freitag, 10. August 2012

Eine uralte Geschichte: CQ vom Etna

Die nachfolgende Geschichte ist weder aktuell noch hat sie einen besonderen Bezug zum Amateurfunk. Im Gegenteil, sie hat mit Amateurfunk gar nix zu tun, sondern mit dem CB-Funk. Die Geschichte stammt aus dem 1980 und wurde von mir damals in der Zeitschrift "HOBBYFUNK C.B.-RADIO" in der Oktober/November-Ausgabe veröffentlicht. OM Felix Körner schrieb damals im Untertitel: "Eine bemerkenswerte Expedition mit bemerkenswerten Ergebnissen". Ich möchte Euch mit der Veröffentlichung in diesem Blog auf eine tolle Reise nehmen, eine Reise mitten auf den größten, den schönsten und den liebenswertesten Vulkan in Europa: den Ätna. (Sizilianisch Etna) Eine Anmerkung dazu: Leider sind mir alle Fotos der damaligen Zeit verloren gegangen, so dass ich zur Erklärung auf Fotos zurückgreife, die im Internet zu finden sind. Vom Heftumschlag ist  nur noch - und nur durch die tolle Hilfe von Wolfgang DD0XW - eine Kopie in Schwarz/Weiß vorhanden. Ich werde versuchen einen Scan ins Blog zu bekommen. Der Text selbst, ist noch so wie ich ihn damals geschrieben habe. Viel Spaß Euch allen bei der Lektüre.


Bevor ich beginne, zunächst ein Foto meiner über 10 Jahre langen Heimat auf dem Etna. Rechts seht ihr das Rifugio Sapienza in rund 1910m über NN. Das Gebäude wurde unter Mussolini  für das Militär gebaut, es gehört heute dem italienischen Alpenverein CAI Sektion Catania. Es hat 50 Übernachtungsmöglichkeiten für Urlauber und ist auch heute noch sehr preiswert - selbst für siziliansiche Verhältnisse.




So, nun wollen wir aber diese Erzählung - eben meine Erzählung - erneut veröffentlichen.

DX-Time auf dem Etna (Ätna)


von Alexander Charly-Bravo 1

Gestattet, daß ich mich - mit meinem Freund zusammen vorstelle.

Roberto ist 18 Jahre jung und seit ca 4 Jahren unter dem Call "Romeo Sierra" auf 40 Kanälen zu hören. Er ist ständig äußerst aktiv und es fehlen ihm nur noch zwei Länder, um über 50 Länder auf CB-Funk bestätigt zu haben. Er gibt jedoch auch zu, dies nicht immer mit den in Italien erlaubten 5 Watt getan zu haben. Es war schon ab und zu eine kleine PA (bis 200 Watt) mit angeschlossen - immer unter dem Vorwand es wäre so kalt in seinem Zimmer. Er studiert im Hauptfach Physik und sein zweites Hobby sind die Mädchen. Böse Zungen behaupten, er hätte darin schon mehr bestätigte QSO`s als auf dem Band....(Hi)

Über mich gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Seit ca 15 Jahren bin ich qrv und habe in dieser Zeit eigentlich nur einmal das Call gewechselt. Die Würzburger Funkfreunde und -Feinde werden sich bestimmt noch an einen gewissen Charly Bravo 1 erinnern, der mit seinem Franken-Rundspruch nicht nur den CB-Funkern, sondern auch der DBP (Deutschen Bundespost) so auf die Nerven ging (vom Inhalt der Sendung her natürlich), dass er nicht nur einmal im Fadenkreuz der Peilwagen war. Aber natürlich war meine Sendeleistung immer ganz legal. So legal, dass der Rundspruch regelmäßig von Stationen im Umkreis von 100km bestätigt wurde. (Anm.: Damals gab es nur Geräte mit 0,5 Watt und 12 AM- Kanälen) Fast hätte ich es vergessen, mein Name ist Alexander. Der Einfachheit halber werde ich hier aber Sandro genannt.

Doch kommen wir nun zum Anlaß, weshalb ich diesen Bericht überhaupt schrieb. Bei irgendeinem QSO - es war schon recht früh - hatte einer von uns beiden die Idee, vom Etna aus ein wenig DX zu fahren.

Der Etna ist der höchste Vulkan Europas, er misst mit Stand vom Juni 1980 3348m bezogen auf NN (Anm.: Gegenwärtig am 17.Mai 2011 ist er laut. Uni Catania 3357m bezogen auf NN hoch) (die Höhe des Berges ändert sich durch seine Aktiviät ständig.) Weshalb, so werden nun einige von Euch fragen, sucht man sich ausgerechnet einen Vulkan aus, um DX zu fahren. Nun, der Grund ist eigentlich ganz einfach: Roberto wohnt in Belpasso, einem kleinen Städtchen am Fuße dieses Giganten. Ja, und ich bin auf dem Etna zu Hause. Genauer gesagt in rund 1905m Höhe. Ich bin dort Angestellter in einem Hotel. Hotel ist eigentlich übertrieben, Rifugio heißt auf deutsch übersetzt eigentlich Zuflucht (im Sinne von Berghütte). Immerhin hatten wir in diesem Jahr bisher ca. 2000 Übernachtungen.

Jedenfalls war der Etna für uns eben günstiger, da er am nächsten und am höchsten ist.

Unsere Ausrüstung war dann auch schnell zusammengestellt: Unsere Geräte waren ein Pace8030, ein Intek M-800 mit 80 Kanälen, nur AM (Anm.: Die 80-Kanäle sind nicht mit der heutigen deutschen-Norm übereinstimmend, die gab es in Italien nie) und eine Skylab von Galetti als Antenne.

Foto links: Das ist ein Foto einer PACE 8030, das ich noch im Web finden konnte. Meine Originalfotos gibt es leider nicht mehr.


Foto rechts: Das ist ein Foto der markanten Skylab, die wir verwendet haben. Auch diese Foto stammt aus dem Web.




Foto links: Vom Gehäuse her ähnliches Modell der Intek M-800 mit nur 80 Kanälen AM. Die Kanäle entsprechen nicht der deutschen Norm, die gab es 1980 noch nicht. Und in Italien eh nicht.





Mit dabei hatten wir außerdem eine Autobatterie und ein Stromaggregat um die Batterie zu laden. Mit Nahrungsmitteln, Werkzeugen, Taschenlampen, Benzinkanister, Schlafsäcken und zwei Flaschen Grappa wog unsere Ausrüstung ca 160 Kilogramm. Am Sonntag, den 20. Juli 1980 war es dann soweit. Gegen 18:00 Uhr machten wir uns auf den Weg. Roberto kam mit seinem Auto mit "sizillanischer Pünktlichkeit" (einer halben Stunde Verspätung) gerade noch rechtzeitig hier an, daß wir mit dem letzten Jeep, dann die Auffahrt antreten konnten. Nie in meinem ganzen Leben vergesse ich die Gesichter der Leute, als wir in den Jeep eingestiegen sind. Wir hatten 20 Minuten Verspätung, denn es war nicht einfach das 6m Lange 1"-Gasrohr an dem Wagen zu befestigen. Endlich - gegen 19:00 Uhr begann dann die Fahrt.   Auf 1900 m Höhe, also dort wo ich zu Hause bin, hatten wir an diesem Sonntagabend 60 km Windgeschwindigkeit bei ca. 25 Grad Lufttemperatur. Ein Wetter, das hier oben als normal gilt.

Eine riesige Staubfahne hinter sich herziehend, zog sich der Jeep in die Höhe. Teilweise betrug die Steigung so um 20 Prozent, so daß es für den Fahrer nicht einfach war, sich auf der immer nachgebenden Lava vorwärts zu bewegen. A propos Höhe: Ab ca. 2300 m Höhe durchzog den vollbesetzten Jeep ein penetranter Benzingestank Ursache dafür, war nicht etwa der Tank des Jeep's, nein, es war unser kleiner Benzinkanister, den wir für das Aggregat mitgeschleppt hatten Natürlich hatten wir nicht daran gedacht daß sich wegen dem geringeren Luftdruck, der hier oben vorherrscht, sich Benzin ausdehnt.

thumb


So wie auf diesem Foto oben ( Copyrigth by geositi.net) zeigt sich der Ätna mehrmals im Monat, manchmal mehrmals in der Woche. Trotzdem gehört er zu den "gutmütigen" Vulkanen dieser Erde.


Als wir in 2500 Metern Zwischenstation machten mußten wir uns erst einmal eine Strafpredigt des Fahrers anhören, denn natürlich waren wir rasch als Übeltäter entdeckt.. Nur mit viel Geduld konnten wir dann den guten Mann wieder beruhigen und er verstaute uns dann auch den Kanister im Gepäckfach, das im übrigen sogar feuerfest ist Bereits hier oben war die Windgeschwindigkeit so um 95-120 km/h. Auch die Temperatur lag nur noch bei 15 Grad Celsius. Nachdem sich die Touristen ihre Windjacken und Bergschuhe gemietet hatten, ging die Fahrt weiter. Nach ca. 20 Minuten waren wir dann an der Endstation des Jeeps angekommen: Einer kleinen Bretterbude, mit einer riesigen Antenne auf dem Dach. Später stellte sich dann heraus, daß es sich um eine Kollinear für 156 MHz handelte, auf der die SITAS, die Seidbahngesellschaft des Etna's arbeitet Von nun an, in 2800 m Höhe waren wir alleine auf uns angewiesen. Unser Ziel, der Torre del Filosofo in 2940 m Höhe war noch ca. 2 km entfernt und hob sich mächtig aus der Lavaeinöde heraus. Wir schätzten, daß wir ca. 20 Minuten für diese Strecke benötigen würden.

Aber erstens kommt es anders...

Ihr müßt bedenken, daß sich hier, in fast 3000 m Höhe, der geringe Luftdruck schon spürbar auf den Kräfteverschleiß bezogen, bemerkbar macht. Hinzu kommt noch, daß wir bei jedem Schritt den wir machten, bis über die Knöchel in die Lava eingesackt sind. Und der dritte und wesentliche Faktor war das enorme Gewicht das wir mitgeschleppt hatten. Jedenfalls brauchten wir für die Strecke fast 2 Stunden. Bitte glaubt nicht, daß wir verwöhnte Stadtmenschen sind, im Gegenteil, wir wandern beide recht regelmäßig. Aber das unwegsame Gelände machte uns schon recht zu schaffen. Als wir dann endlich oben waren, begann die Sonne bereits glühendrot in Richtung Hauptkrater zu versinken. Der Wind hatte sich noch nicht wesentlich verändert. Unser Windmesser zeigte konstant 135 km/h, Richtung West an, Temperatur 12 Grad Celsius. Nach einer kurzen Pause montierten wir dann die Antenne. Das ging trotz des Windes eigentlich recht schnell. Nach einer halben Stunde stand sie, schön abgespannt, in 6 m Höhe Rasch war das SWR-Meter angeschlossen, Sender eingeschaltet, calibriert, und ..ja hol's doch der Funkteufel", SWR 1:4. Komisch., unten hatte es noch funktioniert. Der Fehler ließ sich schnell einkreisen. Irgendwo hatte das Coax eine Unterbrechung, denn sobald wir das Gewinde des PL 25 Q (also die Abschirmung) vom Sender trennten, konnten wir bestens empfangen, was nicht der Fall war wenn sie mit dem Sender verbunden war. Da wir also mit einer Lecherleitung nicht besonders gut senden konnten, überlegten wir was zu tun sei. Die Unterbrechung zu suchen hatte keinen Zweck, denn zwischenzeitlich war es stockdunkel geworden. Und um nur zu empfangen, dazu hatten wir keine Lust. Plötzlich kam mir nach langer Zeit wieder eine Idee (die letzte hatte ich 10 Jahre zuvor als ich geheiratet habe, allerdings war die schlecht). „Warum bauen wir keinen Dipol, in 10 Minuten ist er fertig." „Du alter Angeber, meinte Roberto, das schaffst Du nie!" Er sollte fast recht behalten. Ich brauchte 15 Minuten, aber er war mir nicht böse deshalb. Den Sender auf Kanal 40 abgestimmt und dann die Antenne mit dem Seitenschneider abgestimmt. Das dauert noch einmal 10 Minuten. Als Isolatoren mußten im übrigen Plastiktüten herhalten, die auch recht gut ihre Dienste taten, bis sie gegen 5.00 Uhr morgens vom Wind zerfetzt wurden.
Das SWR war übrigens 1:1,8 auf Kanal 40. Auf Kanal 1 bzw. 80 war es etwas höher als 1:2,0. Es soll aber auch gesagt werden, daß der Draht für den Dipol 4 qmm hatte. Gegen Mitternacht waren wir dann qrv. Erster Anruf auf Kanal 40 cq dx, cq dx, cq dx qui e CB 1 e RS
Das qrm in diesem Moment ca. S 7. Knapp über diesem Pegel kam dann auch prompt die Antwort: „CB 1 qui ascolto AV." Ich nahm erneut das Mike „qrzeta AV, qrzeta AV qui CB 1 ritorno, Bitte gebe mir Dein qth und Deinen Rapport." „Mein qth ist die Insel Lampedusa und mein Rapport S 9 +20 dB - R 5. Bitte gebe mir Dein qth."


Als ich es ihm dann sagte, fühlte er sich verschaukelt. Bitte bedenkt, daß dieses qso nicht über Ionosphären-Reflexion gefahren wurde, sondern auf direktem Weg. Distanz unseres qso's: „360 km." Es war ein QSO auf Sichtverbindung, daher die hohe Signalstärke. Ich gab dann Roberto das Mike, denn er konnte sich in seiner Muttersprache mit dem Kollegen unterhalten und ihm bestätigen, daß wir wirklich auf dem Etna waren. Ich spreche eben doch noch nicht so perfekt italienisch. (Anm.: Das war damals so, inzwischen kann ich es in Wort und Schrift)Einmal von den anderen Stationen gehört, ging es dann Schlag auf Schlag. Reggio - Calabrien S 9 ± 40 R 5, Papa Echo Napoli S 8 R 5, La Barra mobile Firenze S 9 + 10 dB R 5, Zio Tom Cagliari - Sardinien. S 8 R 5 Bobby Junior. Bitte beachtet, daß der qrm-Pegel immer noch so um S 7 war.

Auch ein anderes "qrm" machte sich bemerkbar: Gegen 3:30 Uhr stieg die Windgeschwindigkeit auf über 180 km/h an. Und so wie der Wind zunahm, nahm die Temperatur ab. Der absolute Tiefpunkt war gegen 3.50 Uhr bei 3 Grad Celsius über Null. Und das am 21. 7.1980 auf Sizilien. Wir froren so langsam in unseren Schlafsäcken vor uns hin. Roberto tat das einzig richtige und reichte erst einmal die Flasche mit dem Grappa herüber. Nachdem diese halb leer war, stieg jedenfalls für uns die Temperatur wieder an. Mit schon schwerer Zunge rief ich dann weiter cq dx. Es antworteten aber nur noch Stationen aus Sizilien. Wenn uns DX-Stationen gerufen haben sollten, wir konnten sie nicht hören. Das qrm war zu hoch (S 6—S 7). Gegen 4.00 Uhr hatten wir dann noch eine Verbindung nach Malta. Bestätigt bekamen wir S 8 - R 4. Unsere Gegenstation „Flying Bird" kam mit S 8 - R 4 nur wenig über dem qrm an. Immer wieder mißtrauische Rückfragen nach unserem QTH. Wir betonen ausdrücklich, daß alle Verbindungen mit 5 Watt gearbeitet wurden. Die PA hatten wir in dieser Nacht nicht angeschlossen.
Als dann gegen 5.00 Uhr unsere Isolatoren (Ihr erinnert Euch es waren Plastiktüten) den Geist aufgaben, machten wir erst einmal qrt, denn wir hatten keine Lust aus dem Schlafsack zu kriechen. Nein, wir leerten vielmehr den Rest der ersten Flasche Grappa und schliefen dann trotz Hundekälte mit innerer Wärme ein.

Ich konnte aber trotzdem nicht lange schlafen. Gegen 8.00 Uhr wurde ich wieder munter und kochte mir erst einmal einen schönen Kaffee nach „Cowboy- Art". Die Alutasse auf den Kocher gestellt, halb mit Kaffeemehl gefüllt und mit Mineralwasser zum Kochen gebracht.
Das glühend heiße Gesöff tat dann auch die erwartete Wirkung. Nun fühlte ich mich wieder top-fit. Danach galt mein erster Gedanke unserer Skylab. Als ich auf das Dach des Torre dell Filosofo (Anm.: Wenige Wochen nach unserer Expedition war der Torre del Filosofo (Turm des Philosophen) endgültig zerstört worden, er befindet sich jetzt ca 25m unter Lava) geklettert war, sah Ich auch schon die Bescherung. Das Coax hatte sich aus dem PL 25 Q, der am Antennenfuß angeschlossen war gelöst und lag auf dem Dach (Hi). Daher auch der schon erwähnte Lecherleitungseffekt. Rasch holte ich den Lötkolben aus dem Gepäck, warf das Stromaggregat an und lötete den Stecker wieder an.

Auch die defekten Isolatoren wurden durch andere Plastiktüten ersetzt und so konnten wir dann mit 2 Antennen qrv sein. Ein Blick auf das Voltmeter zeigte, daß die Batterie auch wieder geladen werden müßte. Wieder versuchte ich, das Aggregat anzuschmeißen, aber das wollte nicht mehr. Übrigens hatten wir nun ein SWR bei der Skylab, von 1:1,1. Das erste QSO fuhr ich laut Wattmeter nur mit 1,5 Watt (wegen Batterieschwäche), QSO-.Partner LA in Agrigento - Sizilien, Rapport S 8— R 4 Distanz 180 km.
Als sich dann gegen 10 Uhr Roberto aus dem Schlafsack wickelte, untersuchten wir gemeinsam das Aggregat. Wir reinigten das Luftfilter (es war voll mit Lavastaub), reinigten auch den Vergaser. Gottseidank hatte der Wind nachgelassen sonst wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen. Aber: es streikte nach wie vor. Das einzige was nun noch übrigblieb war die Zündkerze. An alles hatten wir gedacht, nur nicht an einen Zündkerzenschlüssel.
Sollte dies das Ende unseres DX-Tages sein? Jetzt wo sonst alles soweit OK war. Sollte es hier enden? Wo, verdammt noch einmal, sollten wir hier in fast 3000 in Höhe einen 19er Schlüssel auftreiben? Bis zur Station in 1900 in Höhe waren es zu Fuß ca. 14 km. Sollte einer von uns dort hingehen? Das würde hin und zurück ca. 6 Stunden dauern und würde sich dann nicht mehr lohnen.

Plötzlich hörten wir aus der Ferne Motorengeräusch. Im Süden, in ca. 4 km Entfernung, fuhr ein Jeep mit enormer Geschwindigkeit durch die Einöde. So fahren hier nur Leute die sich auskennen. Das waren Phil und Tom, zwei englische Vulkanologen, die hier oben bei uns auf dem Etna ihre gefährliche Arbeit tun. Als sie uns bemerkt hatten, hielten sie genau auf uns zu. Natürlich konnten sie uns dann auch helfen. Nach einem heißen Kaffee und einem Grappa trennten wir uns dann wieder. Sie versprachen, am Abend noch einmal vorbeizuschauen.

Es war natürlich die Zündkerze, die total verdreckt war. Nach einer gründlichen Reinigung funktionierte das Aggregat dann auch tadellos. Endlich konnten wir loslegen. Zwischenzeitlich war es fast Mittag und das qrm entsprechend hoch (S 9). Hat es überhaupt einen Sinn noch CQ zu rufen? Jetzt wo unsere Anlage topfit war, dieses Fiasco! Mit DX war nichts mehr drin. Unsere Verbindungen lagen im Schnitt bei 170 km. Das hatte ich auch in 1900 Meter Höhe geschafft. Aber die Signale waren immer recht gut, denn sonst hätten wir die Stationen ja nicht arbeiten können. Unsere Rapporte lagen immer über S 9 und fast immer R 5. Auch bei unserer weitesten Verbindung bis nach Bari bekamen wir S 9 +20und Radio 5 Station „Paulino" mit OP Franco war 410 km entfernt. Wir bedauerten, daß wir keine Richtantenne hatten, sonst wäre es bestimmt möglich gewesen, etwas mehr DX zu arbeiten und das QRM aus den unerwünschten Richtungen zu verringern.

Gegen 16.00 Uhr die ersten Deutschen Stimmen im Äther. Knapp über dem Störpegel kamen sie an. Nun schaltete ich zum 1. Male die PA ein. Mit 30 Watt in der Antenne rief ich in deutsch: „Cq dx Westdeutschland, Schweiz und Österreich. Cq dx, Cq dx, Cq dx." Nach nur einem Anruf war der Kanal völlig zu. Mehrere Stationen antworteten auf einmal Alle Bitten um etwas Rücksicht hatten keinen Sinn. Mir blieb nun nichts anderes übrig als etwas Ruhe auf dem Kanal einkehren zu lassen. Dann machte ich erneut einen Anruf und ohne eine Antwort abzuwarten, erzählte ich allgemein etwas über unsere Arbeitsbedingungen, wo wir uns befanden und bat dann alle Funkfreunde um eine QSL. Ich wählte diese Art von QSO da es nicht möglich war, auch nur die geringste Auswahl zu treffen. Dies ist nicht zuletzt auf die mangelnde Rücksichtsnahme der deutschen Kollegen zurückzuführen.

Auch dies muß einmal gesagt werden, bei allem Verständnis für's DXen. Daß wir gehört wurden, bewies die QSL von der Station „Tanzbär" aus Kiel-Holtenau. OP Peter bestätigte S 8 R 5 mit QSB. Eine Distanz von 2100 km. Dies war bisher auch die weiteste Verbindung die bestätigt wurde. Mein Freund Roberto und ich sind sicher, daß wir von weit mehr als einer Station gehört und gerufen wurden, aber wegen dem hohen QRM von S 9, wegen der Rücksichtslosigkeit einiger weniger Kollegen, nichts aufnehmen konnten. Falls jemand von den Lesern der CB-Radio uns hören konnte, schreibe uns bitte eine Bestätigung und wenn es nur ein Stück Papier ist. Jeder bekommt Bestätigung!  Adresse:
(Anm.: Die Adresse - die im Original-Artikel enthalten ist, habe ich herausgenommen, da ich schon lange nicht mehr auf dem Ätna bin.)

Fazit:

Welches Resume könnte man am Ende eines solchen Berichtes über unsere Expedition ziehen? Falls von Euch jemand ähnliches vorhaben sollte, müßt Ihr folgendes beachten:

AUSRÜSTUNG:
Nehmt nur das mit, was unbedingt notwendig ist. Wichtig sind: Warme Kleidung, Bergschuhe, Werkzeug, Lötkolben, Ersatzteile und Nahrungsmittel. Wer in den Bergen übernachtet, braucht einen guten Schlafsack, eine Decke genügt nicht, auch nicht im Hochsommer.
MEDIZINISCHES:
Wer empfindliche Haut hat, sollte unbedingt eine gute Sonnencreme mitnehmen, und jede Stunde das Gesicht eincremen, da der UV-Anteil in dieser Höhe sehr stark ist. (Ich habe es nicht gemacht und kam krebsrot zurück.) Wer mit Kreislaufkrankheiten, Asthma und Herzbeschwerden zu tun hat, sollte nach Möglichkeit diese Höhen meiden. Wer aber doch gehen möchte, was auch verständlich ist, sollte vorher einen Arzt aufsuchen, seinen Rat befolgen, und sich Arzneimittel verschreiben lassen, die eine rasche Nothilfe gewährleisten.

Und noch etwas:
Natürlich habt ihr in Deutschland, der Schweiz und Österreich keine aktiven Vulkane mehr, wer aber im Urlaub hier auf dem Etna oder auf einem anderen Vulkan ist, bitte beachtet eines: Fühlt euch nicht stärker und mächtiger als diese Giganten. Vulkane, besonders der Etna, sind sehr, sehr gefährlich. Viele Menschen haben hier auf diesem Berg schon ihren Leichtsinn mit dem Leben bezahlt. Geht niemals Wege die nicht bekannt oder markiert sind. Dies gilt bekanntermaßen nicht nur für Vulkane, sondern für alle Berge. Nehmt euch einen Führer, also Personen, die sich auskennen und haltet euch an das, was er sagt.

TECHNISCHES:
Eure Funkanlage benötigt in diesen Höhen eine Richtantenne. Wer diesen Bericht gelesen hat, weiß warum. Beachtet, daß in diesen Höhen meist enorme Windgeschwindigkeiten vorherrschen können, die Antenne muß auf jeden Fall gut abgespannt sein. Beachtet außerdem, wenn ihr ein Stromaggregat habt, daß die Zündkerzen schneller als im Tal verschmutzen. Denkt an einen 19er Schlüssel.

Und noch eines, so unglaubwürdig es auch klingt:

S-Meter, Stehwellen-Meßgerät und andere Drehspulinstrumente zeigen hier oben falsch an. Wir finden keine andere Erklärung dafür, als den geringen Luftdruck. (Anm.: Inzwischen weiß ich, dass dies an dem Einfluss eines veränderten (verstärkten) Magnetfeldes am Ätna liegt, die Höhe hatte keinen Einfluss.)

Als Erfolg oder besser als Resultat unserer DX-Pedition können wir folgendes verzeichnen:
Bei insgesamt 154 QSOs überbrückten wir mit einer rundstrahlenden Antenne in 2958 Metern Höhe (Antennenhöhe) 45 220 km, das entspricht einem Durchschnitt pro QSO von 294 km. Ich glaube das kann sich trotz allem sehen lassen.
Wenn Ihr fragt, ob sich diese Expedition, wie wir sie nennen, auch sonst gelohnt hat, so müssen wir dies mit einem ganz klaren JA antworten.
Zum ersten Male habe ich übrigens einen aktiven Krater gesehen. In der Regel flog die glühende Lava ca. 150 m bis 200 m hoch. Wer so etwas noch nie gesehen hat, kann sich nur schwer vorstellen, welchen Eindruck das hinterläßt. Auch die Fotos die wir gemacht haben, können unsere Eindrücke, wenn überhaupt, nur unzureichend wiedergeben.
Es war gewiß alles andere als ein Spaziergang, aber für uns war es in allen Punkten ein großer Erfolg. Unseren nächsten Fieldday machen wir wieder auf den Etna. Seid Ihr QRV? Wir kündigen neue Unternehmen in CBR an!
Viele 73 und 51 Euer CB 1
Charly Bravo 1

So das war nun mit viel Verspätung die Wiedergabe meines Artikel aus der Zeitschrift "HOBBYFUNK C.B.-RADIO" vom Oktober/November Heft 1980 Hier eine Kopie des damaligen Titelblattes:










Ich hoffe Euch hat der Beitrag ein wenig Spaß gemacht.

73 de Alexander

Nachsatz vom 11-08.2012:: Ich habe im Web ein paar Fotos gefunden, welche die Schönheit und die Außergewöhnlichkeit des Etna sehr gut beschreiben. Einfach hier klicken





3 Kommentare:

  1. Eine Kraft der Natur, die wirklich respektiert werden sollte.

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  2. Amazing work, congratulations for this experience! This region is beautiful, but with risky natural conditions.

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  3. Eine ganz tolle Geschichte!!!
    Dankeschön dafür!!!

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